Südtirol

Auf unseren letzten Reisen haben wir von vielen Mitreisenden gehört, dass Korsika eine Reise wert sei. Alle schwärmten von dieser schroffen, aber doch so beeindruckenden Insel. Zwei Freundinnen von uns, Barbara und Jutta, waren ebenfalls schon einige Mal dort und schwärmten nicht weniger. Also wollten auch wir uns diese Insel einmal anschauen. Barbara und Jutta boten sich direkt als Begleitung an.

Nun kann man ja mit dem Flugzeug nach Korsika reise, aber auch mit dem Pkw, da man dieses vor Ort sowieso benötigt. Aber die Anreise von NRW nach Korsika dauert doch schon viele Stunden, so dass wir zumindest auf der Hinfahrt einen Zwischenstopp in Südtirol machen wollten. Wobei Zwischenstopp etwas falsch beschrieben ist, eine Woche vor Ort sollte es schon werden.

Jutta fuhr bereits seit Kindestagen mit ihrer Familie immer nach Dorf Tirol und kannte sich dort bestens aus. Somit war die Reise geplant und konnte beginnen …

Das autonome Südtirol ist die nördlichste Provinz Italiens. Vor Ort fühlt man sich eher in Österreich, als in Italien. Die Südtiroler pflegen die deutsche Sprache, selbst Straßen- und Verkaufsschilder sind deutsch. Die Region ist von der Sonne geküsst, so dass man sich dann doch wieder in Südeuropa wähnt.

Südtirol ist geprägt vom Tourismus, sowie vom Wein- und Obstanbau. Hotels, Pensionen, Weinstöcke und Obstwiesen sind allgegenwärtig.


Dort Tirol

Oberhalb von Meran liegt Dorf Tirol. Das beschauliche Dorf ist geprägt durch die umliegenden Berge, das auf einem Hügel thronende Schloss Tirol und die unzähligen Apfelwiesen.

Unsere Unterkunft für die kommende Woche ist der Praidlerhof, etwas oberhalb gelegen. Wie bereits erwähnt, reist Jutta mit ihrer Familie schon viele Jahre nach Dorf Tirol und immer in den Praidlerhof. Die Unterkunft liegt günstig oberhalb der Talstation gelegen, so dass von hier viele Wanderungen möglich sind. Nach einem anstrengenden Tag lädt der Außenpool zu ein wenig Entspannung ein.

2018 Südtirol - Dorf Tirol

Wanderung nach Partschins

Zum „warmwerden“ und erkunden der Umgebung steht die erste Wanderung an. Es soll vom Praidlerhof nach Partschins gehen.

Es geht direkt vom Gasthaus einen Anstieg hoch durch eine Apfelplantage. Der Weg schlängelt sich angenehm hoch, über Stock und Stein und dann auch wieder platte Wege. Hin und wieder zeigen sich wunderbare Ausblicke auf das Tal und die Ortsteile. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm draußen. An einer Stelle gibt es die von Denise so geliebten Holzliegen, auf denen wir eine kleine Pause machen.

Dann geht es durch ein Stück Wald und wir gelangen zum sog. Junggesellenhof. Hier leben wohl ein paar nicht mehr so junge Gesellen und hoffen auf Damen zum Heiraten. Man kann hier wohl hin und wieder einkehren, aber unsere Begleiterinnen raten ab, es sei wohl össelig. Aber wir kommen erst gar nicht in Versuchung, denn es ist niemand zu sehen.

Der Weg geht weiter vorbei an Obstwiesen und kleinen Bächen. Schließlich gelangen wir zu einem kleinen Gasthof und machen erst mal eine Pause bei einer Apfelschorle und einem Holunderblütensaft. Das Wetter ist herrlich.

Aber weitergehen müssen wir auch, vorbei an Obstwiesen, Alpenhöfen und Sonnenblumen. Irgendwann erreichen wir dann das Ziel Partschins. Ein kleiner Gang noch durch den Ort und wir gelangen zur Bushaltestelle. Von hier fahren wir mit dem Bus über Meran bis nach Dorf Tirol.

2018 Südtirol - Wanderung Partschins

Wanderung Hochgangscharte

Für die Wanderung nutzen wir die Gondel um zum Startpunkt der Wanderung (auf 1.400m) zu gelangen.

Hinter der Bergstation geht es direkt steil bergan über unzählige Stufen. Unser erstes Ziel ist die Leiteralm, die wir mit moderaten Höhenmetern erreichen. Es geht die meiste Zeit durch Wald, immer am Hang entlang. In der Ferne hören wir Motorsägen („Monsterhummeln“) und bald sehen wir auch die Holzfäller, die mehrere Bäume bearbeiten. Wir sehen zum ersten Mal live, wie riesige Tannen fallen.

Bald erreichen wir die Leiteralm, gehen jedoch direkt weiter zum Hochganghaus. Nun wird es schon steiler, wir gehen über unzählige Stufen bergauf. Wir haben ab der Leiteralm eine große Gruppe vor uns, aber das Tempo passt meist und wir haben nur selten Leute, die uns überholen oder die wir überholen.

Am Hochganghaus herrscht ordentlich Trubel, hier sind auch viele Mehrtageswanderer mit großen Rucksäcken unterwegs. Wir sind froh, nicht so viel Gepäck schleppen zu müssen. Vor uns sehen wir „die Wand“, die Hochgangscharte, die wir nun hinaufmüssen. Wir trauen unseren Augen kaum. Eine steile Wand, 600 Höhenmeter am Stück. Na das kann ja heiter werden.

Mike und Babs laufen vorweg, Jutti und Denise folgen im eigenen Tempo wesentlich langsamer. Der Anstieg ist durch viele Kehren anfangs moderater als erwartet, aber natürlich sehr anstrengend, wir sind in der vollen Sonne und es ist schmal und steinig. Trotzdem ist es beeindruckend, wie gut der Weg präpariert ist und wir fragen uns, wer die ganzen Steine hier hochgeschleppt und den Weg erstellt hat. An einer Stelle wird gerade eine Kehre instandgesetzt und wir gehen kurz querfeldein.

Wir schieben uns immer höher die Wand hoch, ab und zu warten Mike und Babs auf die Nachzügler, es gibt sogar an einigen Stellen eine Bank für eine kurze Pause. Ansonsten geht jeder sein Tempo. Zum Schluss wird es immer steiler und enger, die Stufen immer höher. Die Stöcke, die wir in diesem Urlaub zum ersten Mal nutzen, sind hier wirklich Gold wert. Auf den letzten Höhenmetern sind Ketten in der Felswand verankert, die wir alle nutzen und uns fast daran heraufziehen.

Endlich oben angekommen, erwartet uns ein ganz toller Blick auf den Langsee, einer von insgesamt sieben Seen der höchstgelegenen Seenplatte Europas auf über 2.500m. Wir machen eine kurze Rast mit Brotzeit. Es sind einige Leute hier oben, aber es verläuft sich. Und plötzlich trauen wir unseren Augen kaum: es kommen tatsächlich zwei junge Leute hoch, beide in langer Jeans und Turnschuhen, er zusätzlich in Hemd. Und beide sehen aus wie aus dem Ei gepellt. Wo kommen die beiden denn her???

Nach kurzer Rast gehen wir relativ flach durch die Hochebene den Langsee entlang Richtung Grünsee. Die Landschaft ist toll und wir freuen uns auf ein paar flache Meter. Von weitem hören wir Glockengeläut. Wir marschieren durch die Kühe hindurch, die weit verstreut sind und uns seelenruhig beäugen. Aber den Anblick von Wanderern sollen sie wohl gewohnt sein.

Wir gehen Richtung Oberkaser und können das Gasthaus bald sehen, allerdings liegt es weit unter uns und ein steiniger und steiler Abstieg beginnt. Dort angekommen, ist es rappelvoll, aber wir ergattern einen freien Tisch und lassen uns die Getränke, Kaiserschmarrn und Apfelstrudel schmecken.

Bald machen wir uns wieder auf den Weg, wir haben noch einige Stunden Abstieg vor uns und haben immer den Blick auf die Uhr (wir wollen nicht die letzte Talbahn verpassen). Es geht weiter über Stock und Stein noch an ein paar Seen vorbei, langsam geht es bergab, zwischendurch aber immer mal wieder bergauf. Jeder geht wieder für sich, ab und zu treffen wir aufeinander, nur um uns danach wieder aus den Augen zu verlieren. Zwischendurch sind immer wieder sehr steinige Passagen, die unangenehm zu gehen sind. Endlich erreichen wir abgekämpft die Bahnstation mit vielen anderen Wanderern, die alle ins Tal wollen. Wir müssen nur ein paar Minuten auf die nächste Bahn warten und fahren mit Wohlgeruch in der Kabine Richtung Tal.

2018 Südtirol - Wanderung Hochgangscharte

Waalweg nach Meran

Nach der Monstertour vom Vortag erwartet uns nun eine moderate Tour.

Von der Pension geht es über schöne Wege herab nach Dorf Tirol. Sind wir zu Beginn noch über dem Schloss Tirol und der Burg Brunnen, so sind wir zügig auf selbiger Höhe. Der Weg führt uns vorbei an Obstwiesen und Weinstöcken. An einer Stelle gibt es sogar Apfelsaft-Ausschank für 1,40 EUR an einer Selbstkasse.

Uns öffnen sich immer wieder Blick auf Dort Tirol, Meran und die umliegenden Berge. Weiter folgen wir Weinreebenlauben und gelangen auf einen der Waalwege. Neben uns plätschert eines dieser Waale, und wir gehen weiter hinab Richtung Meran.

Bei den Waalen handelt es sich um kleine Bewässerungsgräben, die für die Obstwiesen genutzt werden können. Dazu gibt es aber ein ausgeklügeltes Abstimmungssystem, damit auch wirklich jeder Obstbauer davon profitieren kann und nicht auf dem trockenen sitzt (im wahrsten Sinne).

Das Wetter ist wieder einmal top, es sollen 30°C werden. Keine Wolke am Himmel, und hin und wieder ein laues Lüftchen. Schließlich gelangen wir nach Meran ...

2018 Südtirol - Waalweg nach Meran

Almenwanderung

Eigentlich wollten wir mit der Hirzer Seilbahn bis zur Bergstation und von dort die nächste Wanderung unternehmen, aber der „Fluch des Hirzer“ hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Häh, Fluch? Was für ein Fluch? Dazu müssen wir ein wenig ausholen.

Seit einiger Zeit streikt die Hirzer Seilbahn vornehmlich an einem Mittwoch. Alle technischen Untersuchungen (es wurden sogar Techniker aus dem Ausland eingeflogen) halfen nichts, es war kein Fehler zu finden. So sprachen die Einheimischen schnell von einem Fluch. Denn scheinbar haben die Betreiber der Bahn es sich mit einem Almbauern verscherzt über dessen Länderein die Seilbahn führt. Und eben dieser Almbauer ist an einem Mittwoch verstorben (so zumindest die Legende) und sucht von Zeit zu Zeit die Bahn heim.

Wie auch immer der Zufall so will, wollten auch wir an einem Mittwoch mit der Hizer Seilbahn zur Bergstation, aber am Parkplatz angekommen signalisierten uns die wieder abfahrenden Wanderer das heute nix geht. Also muss ein Alternativplan her.

Wir fahren zum Skigebiet Meran 2000, fahren jedoch nicht mit der überteuerten Bahn, sondern mit dem Auto bis zur Mittelstation Falzeben.

Von dort aus gehen wir zu Fuß erst zur Zuegg Hütte. Anfangs gehen wir neben der Skipiste her auf der Rodelbahn. Dieser Weg führt natürlich nur gerade hoch über eine grüne Wiese und ist daher eher unspektakulär. Aber bei der Hütte biegen wir ab und nun wird der Weg interessanter. Der Weg ist breit und geschottert („Rollatorweg“), es geht nicht über Stock und Stein und der Anstieg ist moderat. Wir queren die Sommerrodelbahn, besonders die Italiener haben hier lautstark Spaß an der Fahrt. Wir schrauben uns etwas höher, es sind auf unserer Strecke nun weniger Leute unterwegs, aber dafür sehen wir etwas oberhalb von uns einen riesigen Lindwurm in die gleiche Richtung gehen. Wo kommen die denn alle her? Ah, das sind die Leute, die von der Bergstation kommen und nun parallel zum Hang ebenfalls die Waidmannalm anstreben. Entsprechend voll ist es dort auch, als wir ankommen, aber wir finden noch ein schönes Plätzchen und genießen bei Schorle und Apfelstrudel die Sonne und den tollen Ausblick auf die umliegenden Berge und die Dolomiten in der Ferne.

Im Anschluss geht es weiter Richtung Kirchsteiger Alm. Dort grasen neben vielen Kühen auch etliche Haflinger. Sie sind sehr entspannt und lassen sich durch die Wanderer nicht stören. Ein Fohlen ist besonders zutraulich und neugierig, lässt sich gerne streicheln und scheint Gefallen an Denises Rucksack gefunden zu haben. Wir gehen weiter Richtung Meraner Hütte, eine Hütte vom Alpenverein. Wir passieren das Kreuzjöchl, die Maiser- und Moschwaldalm zurück nach Falzeben. Die Ausblicke auf die umliegenden Berge sind toll. Wir schrauben uns erst noch ein wenig hoch, erst ist kaum Vegetation, später sind viele Büsche zu sehen, die uns ein wenig an die Lüneburger Heide erinnern. Eine ganze Weile laufen wir durch diese Landschaft. Später erreichen wir wieder die Baumgrenze und plötzlich stehen wir wieder im Wald. Bei der Mochwaldalm empfängt uns ein Glockenkonzert der vielen Kühe.

Der Weg führt gut gehbar bergab, nur ein kleines Teilstück ist wieder sehr steinig und somit schwieriger zu gehen. Aber die Strecke ist kein Vergleich zu der letzten Wanderung.

2018 Südtirol - Almenwanderung