Kambodscha

Kambodscha berühmt für die Tempel von Angkor Wat und seine paradisischen Strände. Berüchtigt für seine dunkle Geschichte - die Zeit der roten Khmer.

Angkor Wat, Phnom Penh, die Geschichte der roten Khmer und die Strände im Süden werden daher unsere letzten Etappen auf der großen Rundreise durch Südostasien sein.


Siem Reap

Siem was? Ja, auch so haben wir zuerst reagiert. Siem Reap sagte uns erst einmal gar nichts. Aber Siem Reap ist das Eingangstor zu den Tempelanlagen von Angkor Wat, befinden sich diese doch nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt.

Unser Aufenthalt beschränkt sich auf drei Tage in denen wir von Siem Reap nicht viel sehen werden, von den Tempelruinen dafür umso mehr.

Von unserem Hotel war es nur ein kurzer Spaziergang zur Altstadt von Siem Reap … wenn man es überhaupt Altstadt nennen kann. Hier schlägt wohl das touristische Herz von Siem Reap, denn unzählige Bars, Restaurants, Garküchen, Massagesalons und Geschäfte reihen sich aneinander. Gerade die Pubstreet lässt vergessen, dass man sich in Kambodscha befindet.

Wie bereits erwähnt ist Siem Reap für uns nicht vielmehr, als das Sprungbrett zu den fantastischen Tempelruinen von Angkor!

2018 Südostasien - Kambodscha - Siem Reap

Die Tempelanlagen von Angkor Wat

Nun ist es soweit, wir dürfen die weltberühmten Tempelanlagen von Angkor Wat besuchen. Dabei handelt es sich bei Angkor Wat nur um einen Tempel, das Areal von Angkor umfasst unzählige Tempelruinen, Angkor Wat ist aber der bekannteste. Die Medien erwecken den Eindruck, nur dieser Tempel ist Angkor.

Um das Areal der Tempel betreten zu können, muss der Besucher eine mit einem Foto personalisierte Eintrittskarte kaufen. Es gibt drei Karten mit unterschiedlich langer Gültigkeit, das Ticket für einen (37 U$), drei (62 U$) oder sieben Tage (72 U$).  Wir entscheiden uns für das Drei-Tages-Ticket, da wir zweieinhalb Tage Aufenthalt haben.

Die einzelnen Tempel von Angkor sind zu Fuß zu besichtigen, aber der Weg von Tempel zu Tempel ist unmöglich zu Fuß zu bewältigen, da die Entfernungen einfach zu groß sind. Entweder man mietet sich ein Rad oder ein Tuktuk. Unsere Wahl fällt auf ein Tuktuk für den ganzen Tag, man muss nur entsprechend feilschen und den Zeitrahmen festhalten. Die Fahrer bieten die klassische (kleine) Rundtour zu den Hauptattraktionen oder die große Tour zu weiteren sehenswürdigen Tempelanlagen an. Unsere Entscheidung fällt für den ersten Tag auf die klassische Tour und für den Folgetag auf die restlichen Tempel der großen Tour.


Ta Phrom

Unser erstes Ziel sind die Tempelruinen von Ta Prohm, einer Anlage aus dem 12. Jahrhundert. Der Besuch zählt zu den Highlights der kleinen Tour, denn er ist noch im gleichen Zustand, in dem ihn die Franzosen vorgefunden haben. Verwitterte Bäume suchen sich ihren Weg durch die Ruinen, über umgestürzte Felsbrocken und eingestürzte Gebäude. Alles erinnert ein wenig an Tomb Raider, was aber nicht verwundert, denn dieser Film wurde teilweise in Angkor gedreht.

Es gibt zwar einen vorgegebenen Rundweg durch den Tempel, aber dennoch kann man an vielen Stellen einfach mal abzweigen und immer wieder (gefühlt) unentdeckte Ecken erkunden.

Ta Phrom ist gut besucht, aber nicht überlaufen.

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Ta Phrom

Angkor Wat

Angkor Wat, die „Stadt die ein Tempel ist“ ist das touristische Highlight von Kambodscha, wenn nicht sogar eines der touristischen Highlights der ganzen Welt! Anders als Ta Phrom ist Angkor Wat nicht mehr verwunschen, sondern komplett freigelegt. Damit hat man zum einen natürlich eine wirkliche Vorstellung der Größe eines solchen Tempels, auf der anderen Seite geht für uns aber dadurch sehr viel Charme verloren. Aber gerade dieser Unterschied zwischen den verschiedenen Tempeln macht den Reiz aus.

Letztendlich besuchen wir Angkor Wat sogar drei Mal. Am ersten Tag ausführlich zur Mittagszeit, wo es verhältnismäßig leer (weil sehr heiß) ist, am zweiten Tag kurz am frühen Morgen, weil dann die Seerosen im See geöffnet sind (jetzt ist es schon wesentlich voller), und am dritten Tag in aller Herrgottsfrühe zum Sonnenaufgang (mit gefühlt der halben Einwohnerzahl Kambodschas).

Durch den Eingang gelangen wir durch die vierte Einfassung auf einen große Wiese mit direktem Blick auf die Türme von Angkor Wat. Der Anblick ist schon toll, gerade in dieser freien Totalen. Es geht über den Dammweg zum linken Bassin, denn hier spiegeln sich die Türme des Tempels im Wasser.
Über die Ehrenterasse gelangen wir in das Innere mit der dritten Einfassung. Der Tempel ist wirklich gut erhalten, man kann sehr gut erhaltene Reliefs erkennen, ebenso große Wasserbecken. Wir müssen kurz anstehen, um auf die zweite Ebene des Tempels zu kommen, der zweiten Einfassung (oder ist es bereits die erste?). Von hier bietet sich ein toller Blick über die Anlage.

Zum Sonnenaufgang fahren wir  um 05:00 Uhr mit einer ganzen Tuktukmeute zum Tempel. Auch Fahrräder sind unterwegs. Wir werden vorm Tempeleingang abgesetzt und ziehen mit unzähligen anderen Besuchern im Stockdunkeln und im Schein der Taschenlampe über die Pontonbrücke Richtung Tempel. Da alle nur in eine Richtung unterwegs sind, wackelt die Brücke permanent und man fühlt sich betrunken.
Wir erreichen das Tempelinnere und beziehen an der rechten Bibliothek Position. Fast alle anderen Touristen gehen zu den beiden Bassins links und rechts. Und dann heißt es warten und die Besucherströme zu beobachten. Ein geschäftiger Shopbetreiber preist sein Frühstück und seine Getränke mit einer Karte an, alles wird dann direkt zum Besteller geliefert.
Der Himmel beginnt langsam heller zu werden, die Sonne geht nun auf. Passend reißt auch die Wolkendecke auf, so dass wir die ganze Pracht genießen können. Es ist schon ein schöner Anblick, wie die Silhouette von Angkor Wat im Sonnenaufgang erscheint.
Gegen 07:00 Uhr ist der ganze Spuk vorbei und wir gehen zurück. Auf dem Tempel klettern und springen noch ein paar Affen umher oder sitzen auf dem Boden und fressen.

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Angkor Wat

Angkor Thom und Bayon

Bei Angkor Thom handelt es sich um die ehemalige Hauptstadt des Khmer Reiches, in dessen Zentrum sich das fantastische Bayon befindet.

Durch das Siegestor erreichen wir die Anlage. Wir können hier kurz aussteigen und uns das Tor und die großen Köpfe am Tor anschauen. Ein kleiner Fußweg führt uns neben das Tor mit einem tollen Blick auf dicke Wurzeln und einem von der Sonne beschienen Kopf.

Der Bayon ist berühmt für seine vielen lächelnden Gesichter. Und wirklich, dieser Tempel ist ein wahres Highlight! Die Sonne deckt die Köpfe in ein warmes, tolles Licht und egal, wohin man schaut, man sieht diese riesigen Köpfe. Hier ist es nun auch wieder voller, gerade ist scheinbar ein ganzer Bus voller Chinesen eingetroffen ist. Abgesehen davon ist dies wahrlich ein mystischer Ort.

Hier sehen wir auch Affen herumtollen oder einfach nur liegen. Mehrere Touristen scharen sich um eine kleine Gruppe und wir kommen dazu. Es dauert nicht lange und ein Affe klammert sich an Mikes Bein und klettert an ihm hoch. Mike kann den Affen wieder behutsam absetzen, hat aber gleich zwei  weitere Affen an sich hängen. Die Affen klettern an ihm hoch und runter, sogar fast auf den Kopf. Dann bemerkt Mike, dass die Affen es auf seine Wasserflasche abgesehen haben. Er lässt sie einfach fallen und der erste Affe schnappt sich die Flasche, beißt unten ein Loch rein und beginnt zu trinken. Clevere Viecher!

Zum Abschluss machen wir noch einen kurzen Rundgang entlang der Terrasse der Elefanten und dem Krematorium.

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Bayon

Preah Khan

Preah Khan bedeutet „Heiliges Schwert“ und ist im Stil von Bayon erbaut. Wir befinden uns nun auf der „großen Tempel-Tour“ und somit sind hier wesentlich weniger Leute unterwegs, was wir sehr angenehm finden. Viele sind nur in Zweier- oder Dreiergruppen mit einem Guide unterwegs, hier verirren sich keine Busladungen hin, die nur einen Tag vor Ort sind. Der Tempel gefällt uns außerordentlich gut, er ist kaum restauriert, etliches ist verfallen, aber trotzdem ist sehr viel erhalten, im Inneren des Tempels sind teilweise sogar noch die Decken erhalten. Die Natur holt sich hier auch schon einiges zurück und man sieht ab und zu immer wieder große Bäume auf den Mauern wachsen – so haben wir uns das vorgestellt!

Wir treffen unseren Fahrer am anderen Ende des Tempels wieder, so dass wir einmal komplett hindurchgehen können, ohne wieder zurückzugehen. Und der Tempel ist wirklich lang! Der Tempel wird im Inneren immer niedriger und enger, für Leute mit Platzangst ist das hier wohl nichts. Es gibt insgesamt vier Einfassungen, und ab dem Inneren lichten sich die Bereiche wieder ein bisschen. Auf der Außenmauer der Rückseite wächst ein wirklich großer Baum. Er sieht so gigantisch und unwirklich aus, dass man meinen könnte, es handelt sich um eine Theaterkulisse und der Baum ist aus Pappmaschée.

Die Tuktuks stehen an einer großen Terrasse, von der aus man einen schönen Blick auf einen riesigen See hat, in dem abgestorbene Bäume stehen. Im Hintergrund sieht man schon einen Hügel, auf dem der nächste Tempel steht: Neak Pean. Früher konnte man von hier aus mit dem Boot hinüberfahren, aber das geht wohl nun nicht mehr, da der See immer flacher wird.  

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Preah Khan

Neak Pean

Wir fahren nur ein paar Minuten bis nach Neak Pean. Wir erreichen die Insel, auf dem nur noch Überreste des Tempels stehen, über einen ca. 200m langen Holzsteg. Die Landschaft mit dem See und den Bäumen sieht schon toll aus. Das Wasser ist nicht tief und später in der Trockenzeit ist hier wohl nur noch sumpfiges Gebiet. Das Heiligtum selbst ist ein einzelner Turm, der auf einer Basis steht, die aus zwei ineinander verschlungenen Naga-Schlangen gehalten wird. Unser Guide erzählt uns, es sollen Drachen sein. Dieser Turm steht in einem großen quadratischen Wasserbassin, rundherum sind weitere kleinere Wasserbassins. Hier wurden damals rituelle Waschungen vorgenommen. Ab und zu sehen wir kleine Steinhügel, in denen Heiligtümer aufbewahrt wurden. Auch heute noch wird hier gebetet, wir sehen eine junge Frau, wie sie vor einem dieser Hügel sitzt und betet. Heute ist nur noch der nördliche Teil dieser Anlage zu betreten, weil der restliche Teil zu unsicher ist. Früher wurde am Ufer gepicknickt, aber dieser Bereich ist nun abgesperrt und ein Betreten nicht möglich.

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Neak Pean

Ta Som

Diese recht kleine Anlage ist wieder anders und wieder schön. Sie ist im Stil der anderen recht verwittert, wir gehen geradeaus durch unzählige Torbogen, können jedoch kaum rechts und links abbiegen, weil überall dicke Felsbrocken den Weg versperren. Wir gehen einmal komplett hindurch und auf der Außenseite der Mauer wächst ein riesengroßer Baum – wieder ein tolles Fotomotiv. Hier sind auch wieder verstärkt Händler vor Ort, die einem wie überall Schals, Magnete, Bücher und weiteres anpreisen.

Wir gehen wieder hinein und sehen hoch oben im Baum eine Eule sitzen, die uns interessiert beobachtet. Mike stellt sich fast unter sie und sie schaut auf ihn herunter. Wenn sie aufschaut, macht er ein bisschen Krach und schon schaut sie wieder herunter.

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Ta Som

Pre Rup

Pre Rup ist wieder ganz anders als die anderen Tempel, die wir heute gesehen haben. Er ist pyramidenförmig gebaut und aus rotem Backstein. Ihn zu erklimmen ist eine Herausforderung, die Stufen sind extrem hoch. Mit seiner Pyramidenform und seinen fünf Türmen – an jeder Ecke einer und in der Mitte – soll er den Weltberg Meruh symbolisieren. Wir erklimmen den Tempel und genießen eine ganze Weile oben die Aussicht und die Tatsache, dass wir hier sind. Wir resümieren etwas die Eindrücke der letzten beiden Tage und genießen einfach die Zeit, bevor wir uns auf den abenteuerlichen Abstieg machen. Der Nachmittag neigt sich langsam dem Ende entgegen, das Licht wird weicher, und die roten Türme strahlen wunderbar.

2018 Südostasien - Kambodscha - Angkor - Pre Rup

Phnom Penh

Und wieder besuchen wir eine Hauptstadt auf dieser Rundreise, nämlich die von Kambodscha: Phnom Penh.
Die 1,5 Mio. Stadt begrüßt uns sehr heiß und schwül und macht zu Beginn auf uns einen abgewrackten und verdreckten Eindruck. Auf den zweiten Blick fühlen wir uns aber sehr wohl hier und keineswegs so unsicher, wie der Reiseführer uns weißmachen will.
Unser Hotel liegt zentral und fußläufig zur Altstadt, wenn es denn so etwas überhaupt gibt.
Bei unserem folgenden Rundgang verschlägt es uns zu den größten Sehenswürdigkeiten.

Wat Phnom
Hierbei handelt es sich wohl um die bekannteste Stupa in der Stadt. Das Wat ist nett anzusehen, aber irgendwie hat man schon zu viele Tempel und Buddhas gesehen.

Old Market (Psar Chas)
Auf diesem großen Markt herrscht ein großes Gewusel von Menschen. Man findet dort Gemüse, Obst, noch lebenden Krabben, Schlachtfleisch und was der Magen sonst noch so ertragen kann. Wir kosten gefüllte Minipfannkuchen mit Vanille, Kokos oder Schokolade, sehr lecker.

Unabhängigkeitsdenkmal
Das Unabhängigkeitsdenkmal von 1958 steht inmitten eines riesigen Kreisverkehrs. So voll wie die Straßen normalerweise sind, so leer ist es hier im Kreisverkehr. Das Monument selber ist abgesperrt.
Wir vermuten es besteht ein Zusammenhang mit dem am Folgetag stattfindenden Nationalfeiertag zum Sieg über die Roten Khmer.

Wat-Botom-Park und das Kambodschanisch-Vietnamesischen Freundschaftsdenkmal
In diesem Park herrscht ein reger Mönchsandrang, sie sind meist in Zweier- oder Dreiergruppen unterwegs. Ist aber auch logisch, da in direkter Nähe viele Tempel und Klöster beheimatet sind.
Hier machen wir eine Pause im Schatten. Der Rasen wird mit Wasserschläuchen gewässert und Denise nimmt erst einmal ein ausgiebiges Fußbad. Wir sitzen eine Weile hier, genießen einen Cappu, Kekse und die kühlen Füße und freuen uns, einfach mal eine Weile sitzen und durch die Gegend gucken zu können...

Königspalast
Das Gelände des Königspalast scheint riesig zu sein, umrunden wir es doch. Viel zu sehen gibt es so aber nicht, da alles von hohen Mauern umgeben ist. Das Gelände scheint riesig zu sein, wir sehen aber kaum etwas davon, da er von hohen Mauern umgeben ist.
Auf der Vorderseite des Palastes befindet sich der Königspalastpark und hier steppt der Bär. Es tummeln sich unzählige Einheimische auf dem Rasen, es herrscht fast Jahrmarktsstimmung. Viele machen Picknick, etliche Verkaufsstände sind vorhanden, aber nicht nur Essen, auch Spielzeug, Ballons, etc. Die Sonne geht gerade hinter dem Palast unter und es ist ein tolles Bild. Hier laufen auch wieder sehr viele Mönche herum. Wir sehen, dass ein Tourist eine Gruppe von vier Mönchen fragt, ob er sie fotografieren darf, und sie stimmen zu und positionieren sich. Das machen wir ihm nach und wir bekommen ebenfalls ein schönes Foto. Wir setzen uns eine Weile ebenfalls auf den Rasen, essen und trinken etwas und erfreuen uns am schönen Moment.

Zum Abendessen gehen wir zu einer Ansammlung von Garküchen, die wir auf dem Rundgang entdeckt hatten. Es ist voll, laut und riecht lecker. An einem Stand, bei dem es sehr viel Fisch gibt, entscheiden wir uns zu bleiben. Der Tisch draußen ist direkt am Grill und es riecht einigen zu viel nach Fisch, daher nehmen wir einen Tisch drinnen. Das hat den Nachteil, dass es dort furchtbar warm ist. Schon nach kurzer Zeit sind wir wieder klatschnass geschwitzt. Wir sitzen an Bierzeltgarnituren mitten unter Einheimischen, die Karte ist nur in Landessprache verfügbar. Somit entscheiden wir nach Bildern und die nette und geduldige Bedienung gibt sich viel Mühe mit uns und erklärt uns alles. Wir nehmen Fisch und Garnelen mit Reis und Gemüse, es ist mal wieder alles extrem lecker. Unter den Tischen stehen Mülleimer, die wir entfernen, damit wir Platz für die Beine haben. Nachdem wir all unsere Meerestiere geschält und entgrätet haben, wissen wir auch, warum die Mülleimer dort standen. Unser Tisch sieht nach der Mahlzeit aus wie ein Schlachtfeld.

2018 Südostasien - Kambodscha - Phnom Penh

Tuol-Sleng-Genozid-Museum (S21)

In der Zeit von 1975 bis 1979 regierten die roten Khmer in Kambodscha mit eiserner Hand. Das Ziel der roten Khmer war es einen Bauernstaat zu errichten. Dazu wurden die Menschen aus den Städten vertrieben und aufs Land deportiert. Hier mussten die Menschen wahnwitzige Erntevorgaben erfüllen, ansonsten kam es zu noch größeren Repressionen.
Jeder vermeintlich Intellektuelle Kambodschaner (es genügten eine Brille, das Können einer Fremdsprache oder einfach nur das man lesen konnte) wurde in ein Gefängnis verschleppt/deportiert, verhört (damit weitere Kambodschaner denunziert werden konnten) und schlussendlich getötet oder mangelernährt, so dass es ebenfalls zum Tode führte.
In der Schreckenszeit der roten Khmer starben so über 2. Mio. Menschen, was etwa einem Viertel der Bevölkerung entspricht.

Tuol Sleng (S-21) war das geheime Zentrum eines Netzwerkes von ungefähr 200 Gefängnissen in der Zeit der roten Khmer. Dort wurden Kambodschaner (aber auch Ausländer) verschleppt um sie dort zu verhören und zu foltern. Nach einem Geständnis wurden die Insassen zu den Killing Fields gebracht um ermordet. Man spricht von 12.000 bis 20.000 Gefangenen in Tuol Sleng in dieser Zeit, wovon aber nur 12 überlebt haben.
Den Besuch des Genozid Museums kann man auf eigene Faust unternehmen, oder man nutzt einen äußerst informativen Audioguide, den es auch in Deutsch gibt. Diese geführte Tour dauert etwa 2 ½ Stunden.

Das Gelände wird umrahmt von vier großen Gebäuden (Gebäude A, B, C und D) in denen damals die Verhörräume und Zellen untergebracht gewesen sind. Bis 1975 befand sich in den Gebäuden noch eine Schule.
Im Innenhof sind 14 Gräber zu sehen. Als die Vietnamesen kamen um Kambodscha zu „befreien“ fanden die Soldaten das Gefängnis verlassen vor. Es wurde zuvor in großer Eile evakuiert. Die roten Khmer hatten aber keine Zeit mehr, die letzten von ihnen 14 getöteten Insassen ebenfalls fortzuschaffen. Jenen wurden hier Gräber aufgestellt.
Nach und nach wird man im Rahmen der Audiotour durch die insgesamt vier Gebäude geführt. Im Vorfeld erfährt man, was einen drinnen erwartet, damit man auch die Möglichkeit hat, die Räume nicht zu betreten, sondern sich den Text außerhalb anzuhören.

In Gebäude A sind in der unteren Etage die Verhörräume zu sehen, die im Originalzustand gelassen wurden, wie sie vorgefunden wurden. Es ist ein Eisenbett in der Mitte zu sehen, teilweise ein Schreibtisch, Fußketten, die Fliesen unter dem Bett sind von Blut dunkel verfärbt. In jedem Raum hängt ein Bild an der Wand von den 14 Toten, die hier aufgefunden wurden.
Sie wurden erstochen, damit man die Schüsse nicht hört. Man geht durch die Räume, hört den Erzählungen, die immer wieder von Originalkommentaren der wenigen Überlebenden oder auch Wächtern ergänzt werden. Teilweise sind Blutspritzer an Wänden und Decken zu sehen. In den oberen Etagen sind weitere Räume, ein Schulraum ist noch mit Pulten eingerichtet, in anderen sind Bildwände mit Fotos.


Choeung Ek Völkermord-Gedenkzentrum

Das Choeung Ek Völkermord-Gedenkzentrum befindet sich etwa 10 km außerhalb von Phnom Penh. Unser Besuchstag ist der 07.01.2018 und ein Feiertag, denn es ist der Tag der Befreiung von den roten Khmer. Man merkt dies direkt, denn es ist viel los in der Stadt. Die Polizei hat einige Straßen abgesperrt und leitet den Verkehr um. Aber die Kambodschaner nehmen es mal wieder mit ihrer eigenen Gelassenheit.
Choeung Ek ist das bekannteste der über 300 Killing Fields in ganz Kambodscha. Hier wurden viele der Gefangenen von Tuol-Sleng (S-21) gebracht, um sie zu ermorden.
Der Eintritt beträgt 6 U$ und beinhaltet einen deutschsprachigen Audioguide. Die Tour soll etwa eine Stunde dauern.

Zu Beginn der Audiotour gibt es wieder eine Einleitung und dann werden wir über das Gelände geführt.
Zu allererst fällt die große Stupa aus dem Jahr 1988 auf. Sie beinhaltet Schädel, Knochen und Kleiderreste von 8.985 hier getöteten Menschen. Die Schädel sind akribisch sortiert und aufgestellt nach Geschlecht, dem Alter und wie sie zu Tode gekommen sind. Farbige Punkte an den Schädeln verdeutlichen welche Tötungsinstrumente benutzt worden sind: Hacke, Hammer, Stiel, Bambus, usw.
Der Audioguide erläutert an verschiedenen Stationen, wie die Menschen ins Lager und untergebracht worden sind und wie das Morden von statten ging: die Menschen wurden nachts mit verbundenen Augen zu den bereits ausgehobenen Massengräbern gebracht um sie dort zu erschlagen. Waren sie dann nicht tot, wurden ihnen die Kehlen am scharfen Stamm einer Palme aufgeschlitzt. Oder es wurde tödliches DDT gesprüht, damit sie starben, dies hatte auch den Vorteil, dass es den Gestank der Toten überlagerte.
Der Rundweg führt vorbei an ausgehobenen Massengräbern, die auch heute noch nach starken Regenfällen Knochen und Kleidungsreste zu Tage bringen.
Bei dem Areal handelte es sich ursprünglich um einen chinesischen Friedhof, noch heute kann man alte Gräber sehen. Insgesamt 129 Massengräber wurden auf dem Areal lokalisiert, eine grausame Zahl.
Wir umrunden einen schönen See und gelangen wieder zu weiteren Massengräbern und einem Baum, gegen den die Henker Babys geschleudert haben, um sie zu erschlagen. An einem weiteren Baum (genannt „der magische Baum“) hingen früher Lautsprecher. Diese haben tagsüber laute Propagandamusik gespielt um die Wärter zu unterhalten. Nachts wurde diese Musik ebenfalls gespielt, dieses Mal aber, um die Schreie der Opfer zu übertönen.

2018 Südostasien - Kambodscha - Tuol-Sleng und Killing-Fields

Sihanoukville

Zum Abschluss der Rundreise verbringen wir noch ein paar Tage im Süden Kambodschas, in Sihanoukville, welches sich seiner kilometerlangen Sandstrände rühmt.

So eine Rundreise ist ja wirklich toll, aber nach all den Eindrücken und besonders den vielen Fahrtagen, wollen wir ein wenig Ruhe genießen.

Sihanoukville hat sich dem Tourismus voll verschrieben. Es gibt zahlreiche Hotels, wobei die chinesischen Hotels hervorstechen. Chinesische Investoren errichten Glas- und Betonpaläste um chinesische Touristen anzulocken. Diese können dann in den Hotels dem Glücksspiel in den Casinos frönen. Sihanoukville selbst hat von diesen Gästen überhaupt nichts, denn so wie uns ein Einheimischer Restaurantbesitzer erzählt, bleiben die Chinesen unter sich. Sie essen und trinken ausschließlich in den Hotels und gehen nicht vor die Tür. Ein Ausverkauf von Grundstücken in Sihanoukville findet statt, und davon profitieren nur die wenigsten.

Der Strand ist wahrlich eine Augenweide, wenn man sich von der Stadt fernhält. In Stadtnähe ist der Strand vielfach zugemüllt, da lohnt sich ein Fußmarsch am Strand weg von der Stadt (oder die Fahrt mit einem Tuktuk) und schon hat man sauberen Puderzuckerstrand.

Außerdem gibt es die Möglichkeit sich ein Boot für einen halben Tag zu mieten (75 U$). Während der Fahrt kann man die Aussicht auf die Inseln und das Festland genießen, vor einer der Inseln ankern und ins Nass hüpfen und schnorcheln, oder einfach an Bord relaxen.

2018 Südostasien - Kambodscha - Sihanoukville

Unterwegs

Dieses Mal waren die Fahrten nicht so abwechslungsreich wie zuvor in Thailand oder Laos, da wir ausschließlich mit Bussen oder Tuktuks gereist sind. Aber Kambodscha scheint sich von Laos und Thailand nicht wesentlich zu unterscheiden, zumindest was den Verkehr angeht. Tuktuks und Roller bestimmen das Bild. Und ist das Gefährt noch so klein, es gibt nichts was nicht transportiert werden kann. Ob das nun die ganze Familie, ein Mönch oder eine Matratze sind, es gibt keine Grenzen.

Folgende Begebenheit ist uns besonders in Erinnerung geblieben: im Speckgürtel von Phom Penh befinden sich große Industriezentren mit unzähligen Textilfabriken. Hier werden für viele namhafte große Bekleidungfirmen (eigentlich alle Marken welche man bei uns in den Geschäften für Sport, Outdoor oder Fashion kaufen kann) Kleidung produziert. Wir befinden uns gerade auf dem Weg zum Flughafen, da passieren wir diese Industriezentren. Es findet gerade Schichtwechsel statt und unzählige Menschen verlassen bzw. betreten die Fabriken. Und schupps finden wir uns in einem unglaublichen Verkehrschaos wieder, als unzählige Roller, Busse und Tuktuks die Menschen bringen bzw. abholen. Unvorstellbar dieses Gewusel!

2018 Südostasien - Kambodscha - Unterwegs

Fazit

Eine Rundreise durch drei Länder in drei Wochen, ein ambitioniertes Ziel. So ist es nicht verwunderlich, dass wir nur wenig Zeit in den einzelnen Ländern hatten und die Schönheiten nur angekratzt haben. Für einen intensiveren Einblick reicht diese Zeit nicht aus, vielmehr braucht man wahrscheinlich jeweils drei Wochen pro Land.

Aber auch in dieser kurzen Zeit haben wie viel sehen und erleben dürfen. Alte Königsstädte, große Metropolen, goldene Tempel, verwunschene Ruinen, prächtige Landschaften und freundliche Menschen.

Drei Länder in drei Wochen bedeutet auch viele Transfers. Das haben wir ein wenig unterschätzt, wie oft und wie lange man doch unterwegs ist. Statt einer weiteren Busfahrt die wieder einen ganzen Tag dauert, sollte man vielleicht auf einen Inlandsflug umsteigen, die Kosten dafür sind übersichtlich.

Unserer Reisegruppe war super und hat prima harmoniert.

Was bleibt ist, das Asien wahrlich eine Reise wert ist. Und wer weiß, vielleicht kommen wir noch einmal nach Thailand, Laos oder Kambodscha und dann mit mehr Zeit im Gepäck …