Mallorca - Im "wilden" Osten der Insel

Nach unserer gemeinsamen Eseltour im letzten Jahr machen wir auch dieses Jahr wieder „Urlaub mit Bekannten“. Die Festlegung auf ein Urlaubsziel erwies sich dieses Mal als etwas schwierig. Mittelmeerkreuzfahrt? Oder Ägypten? Hm – oder Kreta/Kos/Chalkidiki? Mallorca? Oder doch Kreuzfahrt? Oder Kroatien? Oder eher Mallorca? Hmmm – Kreuzfahrt? Ach was – Mallorca soll es dieses Mal sein!

Nach vier Blicken in vier Kalender blieb nur Mitte September übrig – oha – Kegelclubzeit. Aber wir sind ja nicht am Ballermann, sondern im Osten der Insel. Geplant ist ein gesunder Mix aus Pool/Strand und Kultur bzw. Wandern. Flüge, Unterkunft und ein Auto wurden gebucht, unser Regenmacher ist für das gute Wetter zuständig, das hat in Irland schließlich auch schon gut funktioniert.


Cala Ratjada

Cala Ratjada liegt im Nordosten der Insel und ist ca. 80 km von Palma de Mallorca entfernt. Der Ort ist eine Touristenhochburg und fest in deutscher Touristenhand, ein deutschsprachiges Lokal liegt neben dem anderen. Gerade jetzt zur „Kegelclubzeit“ im September war hier noch sehr viel los. Cala Ratjada hat einen ganz schönen Hafen, auch heute noch ist er nach Palma der zweitwichtigste Fischereihafen Mallorcas. Man kann kilometerweit zu beiden Seiten des Hafens auf der Uferpromenade flanieren und außerhalb der Restaurantmeile ist es auch wesentlich ruhiger. Von unserem Hotel aus führte ein schöner Trailpfad über die zerklüftete Felslandschaft zum Leuchtturm Far de Capdepera, den wir sowohl wandernd als auch laufend bezwungen haben. Der Leuchtturm wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, in unmittelbarer Nähe befindet sich noch die Ruine des mittelalterlichen Wachturms Torre Embucada.

2014 Mallorca - Cala Ratjada

Unsere Apartmentanlage Parque Nereida lag etwas abseits der Hauptstraße direkt an der Küste mit Blick auf die Ruinen eines Wachturms aus dem 15. Jahrhundert, dem Sa Torre Cega („Der blinde Turm“) auf der anderen Seite der Bucht. Direkt vor dem Hotel war die Küstenpromenade, auf der man nach ca. 800 m die Cala Agulla (oder Cala Guyà) erreichte, der größte und beliebteste (und somit auch vollste) Badestrand vor Ort. Das Hotel war sehr groß und scheinbar auch (zumindest am Wochenende) ausgebucht, aber durch die verschiedenen Poolanlagen hat sich alles gut verteilt und es kam uns nie überlaufen vor. Am Hauptpool waren auch mittags noch genug freie Liegen, so dass kein „Liegen reservieren“ in aller Herrgottsfrühe notwendig war.

Man konnte im Hotel auch Halbpension buchen, wir haben uns jedoch selber versorgt und immer lecker gegessen!

2014 Mallorca - Hotel

Capdepera

Von unserer Unterkunft aus haben wir eine schöne Wanderung ins benachbarte Capdepera gemacht. Als wir Cala Ratjada erst einmal verlassen hatten, führte der Weg schön und einsam über Reitwege und kleine Straßen direkt nach Capdepera, vor uns thronte unverfehlbar das Castell de Capdepera. Wir erklommen den Berg zum Kastell und genossen die Aussicht von oben auf die Stadt, das entfernte Cala Ratjada und das Meer. Die Festung wurde im 14. Jahrhundert errichtet. An der Innenseite der Burgmauern führte ein vollständig erhaltener, teilweise recht steiler Rundweg einmal um den Burginnenplatz. Der Innenraum der Burg war riesig und bot neben einer kleinen Kirche auch ein Museum für Korbflechtarbeiten, für die Capdepera berühmt ist.

Wir schritten die schöne Steintreppe in den Ort herunter und haben wir uns erst einmal in einem der vielen Cafés auf dem Plaza de Orient, dem kleinen Hauptplatz von Capdepera, gestärkt, bevor wir uns auf den Heimweg gemacht haben. Wir kamen an dem Cementerio Municipal vorbei, einem großen Friedhof, der keine Ähnlichkeit mit einem deutschen Friedhof hat. Für viele Mallorquiner gibt es keine Erdbestattung, sondern sie finden darüber ihre letzte Ruhestätte: die Reichen liegen in prunkvollen Mausoleen, die weniger Wohlhabenden in Nischen in Grabwänden oder Gebäuden, die ein bisschen an Hotels aus den siebziger Jahren erinnern. Die Gräber sind hier mit dicken Steinplatten abgedeckt oder in breite Steinwände eingelassen. Dies ist dem feucht-warmen Klima in dieser Region geschuldet. Name, Geburts- und Sterbedatum und meist auch ein Foto des Verstorbenen sind auf dem Grab zu finden.

Wir wanderten eine Weile an etlichen Feldern und Weiden vorbei, bis wir wieder an das Meer gelangten. Hier machten wir erst einmal eine Brotzeit mit Brot, Aioli, Salami und Käse. Immer an der Küste entlang gelangten wir wieder nach Cala Ratjada, wo uns direkt wieder die Touristenflut empfing.

2014 Mallorca - Capdepera

Artà

Artà ist ein schönes kleines Dörfchen mit einem alles überragenden Kapellenberg mit Pfarr- und Wallfahrtskirche. Angeblich soll es noch vor rund 40 Jahren in Artà Menschen gegeben haben, die ihr Lebtag nicht im ca. 60 km entfernten Palma waren. Es wäre für sie einer Weltreise gleichgekommen, denn Artà war für sie das andere Ende des bekannten Tellerrandes.

In Artà gibt es hübsche enge Gassen und viele alte Häuser aus Natursteinen. Leider hatten wir eine falsche Info und der Markt fand an einem anderen Wochentag statt, somit konnten wir ihn nicht besuchen. Wir schlenderten erst ein wenig durch die Stadt und machten uns dann auf den Weg zum Kapellenberg.

Eine 180 Stufen zählende Kalvarientreppe verbindet die am Fuße des Stadthügels gelegene, ab 1573 erbaute Pfarrkirche Transfiguració del Senyor mit der ab 1832 erbauten barocken Wallfahrtskirche Santuari de Sant Salvador auf dem 182 Meter hohen sogenannten Kalvarienberg (oder Puig de Sant Salvador). Von dort aus hatte man einen atemberaubenden Rundblick auf die herrliche Umgebung.

2014 Mallorca - Arta

Herrenhaus „Els Calderers“

Von Artà aus fuhren wir weiter Richtung San Joan und besuchten den ehemaligen Herrensitz Els Calderers. Er wird heutzutage als Freilichtmuseum genutzt und die noch original eingerichteten Räume können in einem Rundgang besichtigt werden. Wir waren die einzigen Besucher auf dem Gelände, einige Leute bauten für eine große Feierlichkeit eine Bühne, Theken und Sitzgelegenheiten auf.

Die Einrichtung war mit viel Liebe zum Detail zusammengestellt. Man sah, wie die Damen und die Herren damals gelebt haben und wie groß der Unterschied zu den Angestelltenunterkünften war. In der Kornkammer wurde dargestellt, was damals alles angebaut und gelagert wurde: z. B. Bohnen, Mandeln und Mais. Außerdem lagerten hier auch noch einige Arbeitsgeräte und Werkzeuge. Ein großer Weinkeller gehörte zum Haus und auch heute noch wird Wein angebaut und verkauft. Man konnte Wein und Saft verköstigen. Lecker – wir waren kurz davor, uns eine Flasche abzuzapfen! In der Küche am Ende des Rundgangs gab es auch noch Brot mit Schmalz und Mandeln zum Probieren, im Hofladen nebenan gab es diese Leckereien natürlich auch zu kaufen.

Anschließend schauten wir uns die Außenanlagen an: ein kleines Wasserbecken mit künstlichem Wasserfall, Gärten und auch einige einheimische Tiere wie z. B. Ziegen mit zwei ganz jungen Lämmern, Schweinen (u. a. das mallorquinische Schwarze Schwein porc negre, aus dem die mallorquinische Wurstspezialität sobrassada hergestellt wird), Pferde und Esel.

Als wir das Herrenhaus verließen, fanden wir auch endlich einen riesigen Kaktus, der voll von reifen Kaktusfeigen war. Da ging Juttas Herz auf und sie pflückte fleißig die stacheligen Gesellen. Den ganzen Tag über hatten wir schon nach Kaktusfeigen Ausschau gehalten, waren aber nicht wirklich fündig geworden.

2014 Mallorca - Els Calderers

Manacor

Manacor ist nach Palma die zweitgrößte Stadt der Insel. Nach Manacor sind wir eigentlich aufgrund des Wochenmarktes gefahren, der jedoch sehr enttäuschend war. Zu 95% bestand er aus Klamottenständen, nur eine Handvoll Stände mit Lebensmitteln gab es. Entsprechend schnell waren wir auch durch und haben uns danach noch ein wenig die Stadt angeschaut.

Dominierend und in die Altstadt eingepfercht ist die riesige Kirche Església de Nostra Senyora Verge dels Dolors mit ihrem 84 m hohen Turm. Das ehemalige Dominikanerkloster hat einen schönen Kreuzgang. Ansonsten haben wir uns einfach ein bisschen treiben lassen, sind durch einige Geschäfte gebummelt und haben auf dem Marktplatz einen Cappu getrunken. Ein wirkliches Highlight war Manacor für uns allerdings nicht.

2014 Mallorca - Manacor

Sineu

In Sineu wollten wir nach zwei missglückten Versuchen nun endlich mal einen richtig schönen Markt sehen – und wir wurden nicht enttäuscht! Das altertümliche Städtchen liegt in der Ebene es Plà im geografischen Mittelpunkt von Mallorca. Wie schon so häufig in anderen Orten gesehen, ist die Pfarrkirche Nuestra Senyora de los Angeles schon von weitem sichtbar als Mittelpunkt Sineus. Der riesige Parkplatz am Rande des Ortes ließ uns schon ahnen, welche Menschenmassen uns im Ort erwarten. Und so war es dann auch, aber es war nicht unangenehm, sondern es passte zu der Enge der Stände und dem Trubel, der in der gesamten Innenstadt herrschte.

Berühmt ist Sineu vor allen Dingen für seinen Wochenmarkt, den wir nun besuchten. Menschen von weit und fern kommen an diesem Tag in die Stadt. In den alten Gassen der Stadt gab es dann von frischem Obst und Gemüse über einheimischen Honig und Fischspezialitäten fast alles zu kaufen, was Mallorcas Bauern und Fischer zu bieten haben. Zahlreiche Händler boten natürlich auch für den gern gesehenen Touristen Andenken und Souvenirs an.

Eine besondere Atmosphäre entwickelte sich um die alte Stadtkirche herum. Hier, wo sich El León, der Löwe mit den Flügeln, befindet, hatte man teilweise den Eindruck, sich auf einem arabischen Basar zu befinden. Palmen, bunte Tücher und andere farbenfrohe Dinge kombiniert mit den alten Mauern der Pfarrkirche Nuestra Senyora de los Angeles und dem Sonnenlicht ergab eine faszinierende Kombination.

Auf dem großen Platz vor der Kirche war der Anlaufpunkt für das angeblich frischeste und beste Gemüse und Obst der Insel. Zahlreiche Händler boten hier, umringt von kleinen Cafés und Straßenmusikern, von A wie Ananas bis Z wie Zuchini so gut wie alles an, was man sich wünschen kann.

In weiteren kleinen Gassen befanden sich weitere unzählige kleine Stände mit Schmuck, Bekleidung, handgefertigten Seifen oder z. B. Landschaftsbildern Mallorcas.

Wir stöberten stundenlang über diesen Markt und kauften hier auch so einiges ein (es war auch schließlich der vorletzte Tag unseres Urlaub): Wurst, Mandeln, T-Shirts, Bilder, einen Flechtkorb.

Wir gingen noch ein wenig spazieren und sahen von weitem eine schöne Mühle, die nun als Restaurant genutzt wird. Sie hatte einen wunderschönen Innenhof und obwohl wir erst kurz zuvor eine Essenspause eingelegt hatten, ließen wir es uns nicht nehmen, hier zumindest noch etwas zu trinken und die schöne Umgebung zu genießen.

2014 Mallorca - Sineu

Alcúdia

Unser Rückflug ging erst um 20:00 Uhr, so dass wir den Tag noch für einige Besichtigungen nutzen konnten. Mit dem Gepäck im Auto machten wir uns auf den Weg Richtung Cap de Formentor. In Port d’Alcudia war kräftig was los, in zwei Tagen findet hier der IronMan statt und somit quoll der Ort über vor Leuten auf Rennrädern und es wurden schon überall Straßensperren errichtet und die Wechselzone abgesteckt. Schade, das Spektakel hätten wir uns auch noch gerne angeschaut.

Weiter ging unsere Fahrt durch Alcudia, und im Vorbeifahren hatten wir einen sehr schönen Blick auf die Gässchen innerhalb der Stadtmauern. Spontan hielten wir hier an, um die Stadt zu besichtigen. Im Endeffekt hat es uns hier so gut gefallen, dass wir gar nicht mehr zum Cap fahren konnten, sondern direkt von Alcudia aus zum Flughafen gefahren sind.

Alcudia ist zum einen mehr als 2000 Jahre alt (die Altstadt im Landesinneren) und zum anderen ein quicklebendiger, pulsierender, junger Ort, der Jahr für Jahr zehntausende Urlauber in seinen Bann zieht. Wir waren jedoch nur in der Altstadt. Wir schlenderten durch die Gassen, aßen noch auf dem Marktplatz direkt bei der Església de Sant Jaume eine Kleinigkeit und genossen das Treiben um uns herum. Die alte Altstadtmauer Alcudias ist auch heute noch teilweise begehbar und von der Mauer aus hatte man einen schönen Blick über die Dächer der Altstadt.

Was war es hier doch anders als z. B. in Cala Ratjada. Auch hier wimmelte es vor Touristen und auch hier war alles auf Deutsch ausgezeichnet, aber trotzdem war es kein Vergleich und der Besuch hier war ein toller Abschluss, bevor wir unsere Heimreise antreten mussten.

2014 Mallorca - Alcudia

Fazit

Dieser Urlaub war mal etwas anderes als die Urlaube, die wir normalerweise machen. Schon beim Kofferpacken haben wir uns gefragt, wie lange es her ist, dass wir den Koffer direkt bei der Ankunft AUSpacken und erst beim Abflug wieder EINpacken! Wir waren nun schon viele Male auf Mallorca, und wieder hat es uns gut gefallen. Das Wetter war diesmal leider etwas durchwachsen: in der ersten Hälfte war es ungewöhnlich heiß mit bis zu 36 Grad, in der zweiten Hälfte hatten wir leider recht viel Regen. Wir haben diesmal einen gesunden Mix aus Erholung und Erlebnis gehabt. Ein Tag wurde am Pool verbummelt und nachmittags die Umgebung in Laufschuhen erkundet, am Folgetag war Sightseeing angesagt und wir sind zu Fuß oder per Auto unterwegs gewesen. Die Selbstverpflegung hat uns sehr gut gefallen. Einige Male sind wir essen gegangen, aber die meiste Zeit haben wir lecker gekocht, natürlich vorzugsweise frischen Fisch. Leider war unser Ort auch sehr touristisch, was uns nicht so gut gefallen hat. Aber trotzdem war es ein rundherum gelungener Urlaub und wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal auf dieser schönen Insel, denn auch jetzt kennen wir immer noch längst nicht alle Ecken Mallorcas!