Schottland - Im Lande Bravehearts und des Whisky

Wie sind wir auf dieses Reiseziel gekommen? Ganz einfach: Denise suchte ein Weihnachtsgeschenk für Mike, und zwar sollte es eine Laufveranstaltung an seinem Geburtstagswochenende sein. Nach einigen Läufen im Harz, Sauerland und Süden Deutschlands stieß sie auf die Seven Hills of Edinburgh. Ein Lauf mit einigen Höhenmetern und mit keiner markierten Strecke, es müssen lediglich mehrere Checkpoints in vorgegebener Reihenfolge abgelaufen werden. Das klang doch spannend, und diese Veranstaltung schrie förmlich nicht nur nach einem Wochenendausflug, sondern nach einem etwas längerem Urlaub.

Somit war das Ziel unserer nächsten Reise schnell klar: erst ein paar Tage Edinburgh inkl. den Seven Hills und anschließend noch ein paar Tage Rundreise durch Schottland. Unsere „Urlaubsbekannten“ Jutta und Mark waren auch sofort begeistert und somit der Urlaub beschlossene Sache.


Fähre

Schottland erreicht man ziemlich einfach entweder per Flugzeug oder per Fähre, die Dauer der Anreise variiert dabei allerdings „etwas“.

Mit dem Flugzeug ist man natürlich schneller am Ziel. Wenn man jedoch etwas von der Insel sehen möchte, benötigt man auf jeden Fall einen Mietwagen. Oder man reist direkt mit dem eigenen Auto an, hat dafür aber eine längere Anreise und das Problem, dass man im Linksverkehr einen Linkslenker fährt.

Nach einem intensiven Preisvergleich Flugzeug/Mietwagen gegen Fähre/eigenes Auto sind wir schnell überzeugt, dass die Anreise mit der Fähre die beste Möglichkeit ist. Hier bietet sich einem die Überfahrt Amsterdam/Ijmuiden nach Newcastle mit der Fährgesellschaft DFDS an. Die Überfahrt dauert zwar 15 Stunden, aber dafür kann man entspannt reisen, sich an Bord die Beine vertreten und einige Stunden schlafen, da die Fähre über Nacht fährt und man die Pflicht zur Kabinenbuchung hat.

Die Kabinen können mit zwei bis vier Leuten belegt werden, so dass wir gemeinsam eine 4er-Kabine nehmen. Wirklich geräumig ist es nicht, aber wir sind ja schlank. Auf der DFDS-Fähre hat man die Möglichkeit, sich in ein paar Restaurants zu verpflegen, z.B. im Rahmen eines Buffets. Dieses soll aber über 30 EUR/Person kosten, was wir für völlig überzogen halten. Da uns dies bereits im Vorfeld bekannt ist, haben wir einfach unsere eigene Verpflegung mitgebracht. Leider ist der Verzehr fast nur auf der Kabine möglich, denn überall, wo es Sitzplätze gibt, findet auch eine Bedienung statt, so dass man quasi zu einer Bestellung gezwungen ist. In den letzten Jahren ist DFDS wohl dazu hingegangen, fast alle Picknickmöglichkeiten an Bord abzuschaffen, so auch am Sonnendeck.

Neben den Restaurants gibt es auch noch einen sehr großen Duty-free-Shop und einige Bars, so dass man sich die Zeit an Bord recht gut vertreiben kann.

2015 Schottland - Fähre

Edinburgh

Edinburgh mit seinen fast 500.000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Schottland. Hier lebten/leben so illustre Persönlichkeiten wie Walter Scott (Dichter und Schriftsteller), Arthur Conan Doyle (Sherlock Holmes-Autor), Sean Connery (Schauspieler), Joanne K. Rowling (Schriftstellerin). Edinburgh liegt an der Ostküste Schottlands und wird von sieben Hügeln umrahmt. Über allem thront (natürlich neben der Queen) das Edinburgh Castle.

Edinburgh kann auf den ersten Blick recht grau erscheinen. Dies ist bedingt durch die vielen grauen Sandsteinbauten. Aber die vielen Parks, Geschäfte und geschmückten Hauseingänge bringen Farbe in die Stadt. Edinburgh bietet für jeden etwas: Museen und Theater für den Kulturinteressierten, Cafés, Pubs und Clubs für die Unternehmungslustigen und Parks für die Ruhesuchenden. Und nicht zu vergessen die vielen Festivals, sei es ein Film-, Musik- oder sonst ein Festival.


Unterkunft

Da wir vier Nächte in Edinburgh bleiben, haben wir uns für eine Ferienwohnung entschieden, so sind wir flexibel, was die Mahlzeiten anbelangt und haben auch mehr Platz als in einer Pension oder einem Hotel.

Über Airbnb finden wir eine schicke Wohnung in einem Haus in der Albany Street.  Die Lage ist ideal, denn von hier aus kann man problemlos zu Fuß die Attraktionen von Edinburgh erreichen: Calton Hill, Edinburgh Castle, Royal Mile, Holyrood House.

Die Wohnungs- und Schlüsselübergabe durch unsere Vermieterin Selina soll persönlich erfolgen. Leider lässt sie uns durch eine Terminkollision vor der Wohnungstür warten. Nach 30 Minuten rufen wir sie an und es ist ihr peinlich, dass sie unseren Termin übersehen hat. Nach 60 Minuten ist sie dann endlich da und wir können die Wohnung betreten.

Alles ist schön hell und freundlich eingerichtet. Kurios ist es, dass man durch die Hanglage der Häuser zur Vordertür erst ein paar Stufen von der Straße nach unten in den Souterrain geht, während auf der Rückseite des Gebäudes alles ebenerdig ist und man auf eine Terrasse tritt.

Die nächsten Tage genießen wir die Zeit in der Wohnung, wenn wir mal nicht unterwegs sind. Bis auf die Dusche läuft alles wunderbar. Diese ist brühend heiß und lässt sich leider auch nicht kälter stellen. Der Nachbar über uns kommt mehrfach herunter, um die Dusche zu reparieren. Ein merkwürdiger Anblick, wenn da ein Mann im Anzug und Krawatte in der Dusche steht und versucht, diese zu reparieren. Aber egal, was unternommen wird, die Dusche bleibt immer heiß. So duschen wir die nächsten Tage immer nur kurz und zügig.

Da wir mit dem eigenen Wagen angereist sind, benötigen wir einen Parkplatz. Dafür hat Edinburgh aber nicht viel Verständnis. Die Parkplätze hier sind rar und sehr teuer. Zwar kann man zwischen 18:00 und 08:30 Uhr an vielen Stellen kostenfrei parken, aber für eine längere Standzeit ist man auf kostenpflichtige Parkplätze/-häuser angewiesen. Selina vermittelt uns eine Straße weiter einen Privatparkplatz für 45 GBP für die kommenden vier Tage. Ein happiger Preis, aber leider nicht günstiger zu bekommen.

2015 Schottland - Edinburgh - Unterkunft

Die Stadt

Wir erkunden die Stadt zu Fuß, steht doch der Wagen für teures Geld auf einem sicheren Parkplatz und das muss ausgenutzt werden (da kommt der schottische Geiz durch).

Wir gehen Richtung Royal Mile, der Haupt-Tourmeile, durch die Straßen, Gassen und Plätze und sehen unterwegs schon ein paar Sehenswürdigkeiten: St. Andrew Square mit dem Melville Monument und die Princess Street mit ihren vielen Geschäften um dem Scott Monument. Durch die Millne’s Court gelangen wir dann aber zum Lawnmarket und der Royal Mile. Auch hier sind viele Geschäfte (überwiegend dem Touristenkrams gewidmet) und Restaurants. Der Touristenanteil ist an dieser Stelle am größten, gelangt man doch von hier aus zum Edinburgh Castle bzw. in entgegengesetzter Richtung zu Holyrood House, der offiziellen Residenz der Queen in Schottland. Straßenkünstler, Pantomimen und Dudelsackspieler hoffen auf die Pennys und Pfunde der Passanten. Wir gehen auf und ab, besuchen ein paar Geschäfte und kaufen ein paar Souvenirs: Edinburgh-Hoodies, Shortbread, Fudge und Kühlschrankmagneten. Die Füße sind platt und während drei von uns eine Pause machen, geht Mike noch bis zum Holyrood House. Es ist leider schon geschlossen, aber ein Blick durch den Zaun ist noch möglich. Er macht noch einen kurzen Abstecher auf den Friedhof der Canongate Kirk. In der Kirche aus dem 17. Jahrhundert hat im Jahr 2011 eine der Enkelinnen der Queen geheiratet … wen es interessiert. :-)

Wir lassen uns auch einen Besuch des regelmäßig stattfindenden Stockbridge Market an der Saunders Street nicht entgehen. Hier gibt es viele Leckereien aus der Region wie z.B. Fisch, Käse und Konfitüren.

Im Royal Botanic Garden findet das Midsummer-Cake Fest Edinburgh statt. Hierzu werden Gebäude der Stadt als Kuchen nachgebaut, die hinterher verzehrt werden können. Als wir am späten Nachmittag dort ankommen, sind die meisten Kuchen jedoch schon weggefuttert und wir sehen nur ein noch wenig komplette Stücke. Ansonsten ist nur noch ein Schlachtfeld aus Krümeln zu erkennen, welches selbst dem Krümelmonster alle Ehre machen würde.

2015 Schottland - Edinburgh - Stadt

Edinburgh - Castle

Eine der Hauptattraktionen in Edinburgh ist das Edinburgh Castle, gelegen am Ende des Lawnmarket und hoch erhoben auf dem Castle Rock mit einem wunderbaren Blick auf die Stadt. Alljährlich findet hier vor den Toren das Castle Edinburgh Military Tattoo statt. Dabei handelt es sich nicht um ein der Kunst des Tätowierens gewidmetes Großereignis, sondern um ein Militärmusik-Festival, welches jedes Jahr unzählige Menschen anzieht. Tattoo bedeutet nämlich nichts anderes als „Zapfenstreich“. Wir kommen nicht in den Genuss des Festivals, können aber die Aufbauarbeiten der Arena beobachten.

Leider haben wir vergessen, bereits Eintrittskarten online zu kaufen, so dass wir uns in eine lange Reihe vor den Tickethäuschen anstellen müssen. Das Anstehen hat in Schottland (vielleicht auch in ganz Großbritannien) eine ganz andere Kultur als bei uns in Deutschland. Stehen wir in Deutschland im Supermarkt in der Schlange und es öffnet eine weitere Kasse, so stürmt die Hälfte direkt rüber, um dort der Erste zu sein. Hier in Schottland ist das anders.  Man stellt sich brav in eine Schlange, ohne zu murren. Wird eine weitere Kasse geöffnet, so bleibt die Schlange bestehen und der nächste Kunde geht an die nächste freie Kasse und so weiter. Eigentlich eine gerechte Sache.

Um 16,50 plus 3,50 GBP für einen deutschen Audioguide leichter, betreten wir das Castle. Auf einem Handzettel sind einzelne Positionen im Schloss mit Nummern markiert. Diese entsprechende Nummer wird in den Audioguide eingegeben und wir erhalten dazu entsprechende Informationen. Das macht den Rundgang kurzweilig und erspart es uns, die unzähligen Tafeln lesen zu müssen.

  • One o’Clock-Gun

Wir haben Glück und müssen nur kurz warten, bis wir das Brimborium um die Ein-Uhr-Kanone miterleben dürfen. Damit früher die Uhren einheitlich gestellt und verglichen werden konnten, wurde täglich (außer sonntags und an bestimmten Feiertagen) um 13:00 Uhr die Kanone abgeschossen. Auf dem gegenüberliegenden Calton Hill fiel daraufhin eine Kugel von einem Turm, so dass die Leute in Edinburgh genau erkennen konnten, wann es 13:00 Uhr gewesen ist. Den Schotten wird ja Sparsamkeit nachgesagt und so hat man sich entschlossen, die Kanone nicht um 12:00 Uhr abzufeuern, denn das hätte zwölf Kanonenschüsse erfordert. So war man pfiffig und wählte ein Uhr.

Die den Schuss abfeuernden Soldaten sind in feinster Uniform und ordenbehangen. Da haben es sich viele Zuschauer nicht nehmen lassen und ein Selfie mit dem Soldaten gemacht. Die armen Kerle …

  • Mons Meg

In direkter Nähe befindet sich Mons Meg, ein Ungetüm von einer Kanone. Diese stammt aus dem Jahr 1457 und konnte Geschosse von 150 kg über 3 km weit feuern. Durch die enorme Hitze, die dabei entsteht, musste bis zum nächsten Schuss lange Zeit gewartet werden. Außerdem war sie nicht sehr mobil und konnte nur wenige km am Tag transportiert werden. Aus diesem Grund wurde diese Art von Kanone auch nicht lange verwendet und gebaut.

  • Royal Scots Dragoon Guards Regimental Museum

Im Museum werden 400 Jahre schottische Kriegsgeschichte dargestellt. Dazu gibt es viele Exponate, so auch erbeutete Hakenkreuzflaggen aus Bremen. Mark ist von der Ausstellung mehr als begeistert und kann sich nur sehr schwer trennen, doch es liegen noch viele weitere Stationen vor uns.

  • St Margarets Chapel

Hierbei handelt es sich um das älteste noch erhaltene Gebäude auf dem Gelände. Wir werfen nur einen kurzen Blick in die Kapelle, welche recht schlicht gehalten, aber durch schöne Buntglasfenster geschmückt ist.

Gegenüber der Kapelle befindet sich ein Souvenirladen, in dem es sogar möglich ist, Whisky zu kosten. Wir bekommen einen Schluck eines Whiskys mit Honignote. Recht lecker, aber die kleinste Flasche kostet 9 Pfund, wahrlich kein Schnapper.

  • Prisons of war

Dargestellt wird hier die Unterbringung und das Leben der Häftlinge auf Edinburgh Castle. So kann man in Türen eingeschnitzte Segelschiffe sehen, die Matrosen aus Frankreich und Spanien im 18. Jahrhundert hinterlassen haben. Ebenso sind die Unterkünfte zu sehen mit Hängematten und Liegemöglichkeiten auf dem Steinboden.

  • The great hall

In der großen holzvertäfelten Halle wurde den Königen Schottlands gehuldigt. Mehrere Rüstungen, Fahnen und alte Schriftstücke werden hier ausgestellt.

  • Royal palace (stone of destiny / crown jewels)

Im königlichen Palast (hier darf nicht fotografiert werden) befindet sich zum einen der Stein der Vorsehung/Bestimmung (auch genannt Stone of Scone), bei dem es sich um einen Teil des Throns der Könige handelt.

Die Kronjuwelen von Schottland sind als Ehrenzeichen Schottlands, als Honours of Scotland bekannt und bestehen aus Krone, Staatsschwert und Zepter. Alles wird in einer Glasvitrine präsentiert, die man von allen Seiten bestaunen kann.

  • Scottish National War Memorial

Auch hier ist das Fotografieren untersagt. In der Gedenkstätte wird den gefallenen Soldaten beider Weltkriege gedacht. Jede Einheit hat dazu einen eigenen Bereich, in dem die einzelnen Schlachten genannt werden. Davor liegen ledergebundene Bücher, in denen die Namen der Gefallenen aufgezeichnet sind. Die Atmosphäre in der Gedenkstätte ist schon sehr bedrückend, wenn man bedenkt, wie viele Menschen ihr Leben in den Kriegen lassen mussten.

Nach einigen Stunden Besichtigung sind wir platt und genießen noch ein wenig die Aussicht auf die Stadt im Besuchercafé. Kultur kann ganz schön anstrengend sein!

2015 Schottland - Edinburgh - Castle

Highlandgames

Lesmahagow! Lesma-was? Lesmahagow ist ein Ort und befindet sich ca. 70 km südöstlich von Edinburgh. Dort finden während unseres Aufenthalts Highlandgames statt und diese Möglichkeit, die Games auf ihre lokale Art zu erleben, lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Wenn man in den Sommermonaten in Schottland ist, sollte man es sich nicht nehmen lassen und einmal die Highlandgames besuchen. Dabei gibt es sehr große Veranstaltungen, die Unmengen an Zuschauern und Touristen anlocken und natürlich auch kleine Veranstaltungen, so hat doch fast jeder (wenn auch noch so kleine) Ort seine eigenen Highlandgames. Hierbei liefern sich (vermeintlich) starke Männer und Frauen einen sportlichen Wettstreit in Hammerwurf, Gewichthochwurf, Baumstammwerfen, Tauziehen und weiteren teils skurrilen „Sportarten“. Die Games haben eine lange Tradition und das ganze Dorf steht Kopf, wenn es endlich soweit ist.

Als wir im Ort ankommen, ist schon ordentlich Trubel. Es findet gerade eine Parade statt. Wagen- und Fußgruppen (ähnlich unserem Karneval) sowie eine Dudelsackgruppe marschieren in Richtung Sport- bzw. in diesem Fall zum Festplatz. Eine Menge Kinder sind unterwegs und erfreuen sich an der Kostümierung, im Besonderen vier Herren, die sich als „Superhelden“ kostümiert haben.

Am Platz selbst befinden sich neben der „Arena“ ein paar Buden mit Essen, Getränken und Spielzeug, dazu noch ein Biergarten und ein paar Fahrgeschäfte.

Auf einer Bühne findet die Eröffnung statt, es wird ein Mädchen zur Highlandqueen(?!?) gewählt und bekommt noch zwei Prinzessinnen und Lakaien zur Seite. Dann endlich kann der Wettkampf beginnen.

Der Wettkampf selbst scheint hier in Lesmahagow nur wenige zu interessieren, die meisten Menschen tummeln sich im Biergarten oder an den Buden.

Neben den Games findet auch noch ein Dudelsackwettbewerb statt. Vier Gruppen treten dabei gegeneinander an. Bevor es vor die Jury geht, stellen sich die einzelnen Gruppen in einem Kreis auf und spielen sich warm. Dabei geht der Orchesterleiter (sagt man das so?) von Pfeife zu Pfeife (gemeint sind die Dudelsackpfeifen) und kontrolliert die Lautstärke und den Ton. Dazu wird ein Mikrophon an einem Stab (ähnlich einem Selfiestick) genutzt. Wirkt alles recht professionell. Wenn dann alles stimmt, marschiert die Gruppe in einen abgesteckten Bereich und spielt ihr Lied. Für unsere Ohren haben sich die meisten Stücke gleich angehört, vielleicht waren es ja auch die gleichen, wer weiß. Ein paar streng dreinschauende ältere Herren sind die Jury und umkreisen währenddessen die Gruppe und machen sich eifrig Notizen.

Das Wetter spielt mit und es kommt sogar zeitweise die Sonne raus. So hocken wir uns auf den Rasen und betrachten das ganze Spektakel. Auch wenn man nicht viel Ahnung hat, was da wirklich passiert, ist es ein Riesenspaß. Und wer jetzt schlussendlich gewonnen hat (sowohl bei den Games auch beim Dudelsackwettstreit), ist für uns nebensächlich.

2015 Schottland - Highlandgames

7 Hills of Edinburgh

Den Bericht zum Laufwettbewerb "7 Hills of Edinburgh" gibt es hier.


Edinburgh bis Stonehaven

Die Tage in Edinburgh vergehen wie im Flug, nun beginnt unsere Rundreise. Wir verlassen Edinburgh Richtung Norden und überqueren auf der 2,5 km langen Forth Road Bridge den Meeresarm Firth of Forth. Nach wenigen Kilometern gelangen wir zu unserem ersten Zwischenziel Dunfermline.

Hauptattraktion ist hier die Abbey, in der Robert the Bruce begraben liegt. Während der Schottischen Unabhängigkeitskriege im 14. Jahrhundert gegen England war er Anführer der aufständischen Schotten und gilt als einer der bedeutendsten Herrscher in Schottland. Für viele Schotten ist er ein Nationalheld, ebenso wie William Wallace.

Die Abtei besteht aus zwei Gebäudeteilen, einem modernen und dem alten. Eine goldene Bodenplatte befindet sich unter der Kanzel, in dem sich das Grab von Robert the Bruce befinden soll.

Draußen befinden sich viele alte Grabsteine, teilweise sogar aus dem 16. Jahrhundert.

Für eine Hauptattraktion ist in der Abtei sehr wenig los.

Über hügelige Straßen erreichen wir dann Lunan Bay. Hier befinden sich ein langer Sandstrand und das Red Castle, von der Ruine stehen nur noch Teile der Grundmauern. Am Strand entlang gelangen wir zum Castle, können aber nicht ganz herangehen, da ein kleiner Fluss den weiteren Weg versperrt. Am Strand liegen ein paar verwelkte Blumen und ein altes Foto von einem jungen Mann. Einen Tag zuvor war Vatertag und ein Sohn gedenkt hier seines bei der Invasion am 06. Juni 1944 in der Normandie gefallenen Vaters. Eine bedrückende Szene.

Leider ist die Zeit schon zu fortgeschritten, so dass wir die weiteren Tagesziele Stonehaven und das Dunnottar Castle nicht mehr schaffen werden. Daher fahren wir direkt zum Maryculter House Hotel in Peterculter. Dies haben wir bereits von Deutschland aus gebucht, unsere beiden Wegbegleiter hatten ein wenig Sorge, wir würden kein B&B finden und ständen auf der Straße. Dafür liegt unsere Unterkunft aber ein wenig abseits unserer Route.

In einem alten Anwesen von 1225 befindet sich das 4*-Hotel.  Ein wunderschönes Gebäude mit gemütlichen großen Zimmern, die Wahl hat sich gelohnt.

2015 Schottland - Etappe 1

Am Folgetag holen wir dann den Besuch von Dunnottar Castle bei Stonehaven nach. 

Die Lage des Dunnotar Castle aus dem 14. Jahrhundert ist imposant: nur durch einen schmalen Weg (über unendlich viele Stufen – und dabei sind unsere Beine noch von den „7 Hills“ müde) vom Land aus zu erreichen. Es ist auf einem hohen Felsen gebaut und von drei Seiten aus vom Wasser umgeben. Wir zahlen 6 GBP/Person Eintritt und gehen und klettern durch die große Anlage. Obwohl die Burg eine Ruine ist, sind doch noch einige Räume und Türme zu besichtigen und man hat einen guten Eindruck, wie es früher gewesen sein mag. Aufgrund der Lage hatte diese Burg keine Festungsmauern, war jedoch trotzdem so sicher, dass hier eine Zeitlang sogar die Kronjuwelen aufbewahrt wurden. Bei Spaßfotos im Kräutergarten kommen wir mit einem deutschen Paar ins Gespräch, sie waren 14 Tage in Schottland unterwegs und haben nun ihren letzten Urlaubstag. Leider hatten sie ungewöhnlich viel Pech mit dem Wetter und fast jeden Tag Regen - selbst die Schotten schimpften über ungewöhnlich schlechtes Wetter. Hoffen wir mal, dass uns dieses Schicksal nicht auch noch ereilt. Bis jetzt haben wir echt Glück gehabt.

Wir verlassen die Burg und fahren den kurzen Weg nach Stonehaven. Wir spazieren eine Weile am Strand entlang und durch den Ort zurück. Wir kaufen uns in einem Imbiss eine riesige Portion Fish & Chips und verzehren sie am Strand. Zwischendurch kommt sogar mal die Sonne heraus.

2015 Schottland - Dunnottar Castle

Stonehaven über Elgin bis Fort William

Schottland ist neben seiner Natur auch für seine Whiskys bekannt. So möchten auch wir es uns nicht nehmen lassen und vor Ort einen einheimischen Whisky kosten. Und wie kann man das besser machen, als bei einer Destillerietour. Auf unserer weiteren Reise bietet sich ein Stopp in Dufftown an, denn hier befindet sich eine der größten Destillerien, die Glenfiddich Destillerie. Doch leider haben wir die Unterkunftsuche unterschätzt, in Dufftown ist fast nichts mehr frei. Und wenn doch, dann für 100 GBP/Nacht und das ist uns wahrlich zu kostspielig. Somit geht es weiter zur nächsten Destillerie in Aberlour. Aber auch hier ist kein freies Zimmer zu bekommen. Das ist doch wie verhext. Schließlich führt uns unsere Zimmersuche bis nach Elgin (so hoch wollten wir eigentlich gar nicht fahren), aber hier finden wir dann auch ein freies B&B. Die Unterkunft ist ein wenig plüschig, aber zweckmäßig. Es ist schon Abend und so erkunden wir die Stadt bei einem kleinen Spaziergang und gelangen anschließend in einen Pub, um etwas zu essen.

Unsere Destilleriebesichtigung ist damit erst einmal verschoben, vielleicht bekommen wir in Fort William die nächste Gelegenheit. Wie in Deutschland gibt es auch in Schottland einen Lidl mit all den uns bekannten, aber (zum Glück) auch einheimischen schottischen Produkten. So finden wir am nächsten Morgen ein Six-Pack-Bier mit verschiedenen lokalen Bieren. Als wir damit an der Kasse stehen, weist uns der freundliche Verkäufer darauf hin, dass es vor 10:00 Uhr nicht erlaubt ist, Alkohol zu kaufen, das wäre das schottische Gesetz. Also stellen wir das Bier wieder ins Regal und wir verschieben den Kauf auf einen Nachmittag. Andere Länder – andere Sitten. :-)

Wir erreichen nach kurzer Fahrt die Ortschaft Forres und machen einen kurzen Abstecher zum Sueno’s Stone. Hierbei handelt es sich um einen sechs Meter hohen piktischen Bilderstein, welcher hinter Glas geschützt wird.

Hinter Forres liegt Brodie Castle, welches wir ebenfalls besuchen. Dieses Castle befindet sich in öffentlicher Hand und der Eintritt in den Park ist frei. Um das Schloss besichtigen zu können, muss man jedoch Eintritt zahlen. Leider ist das Wetter trübe, so dass das Castle ein wenig trist wirkt. Mit uns ist ebenfalls eine Busladung Rentner angekommen, die aber schnell im Schloss verschwinden. Wir schauen uns draußen ein wenig um, gehen dann aber nach ca. einer halben Stunde wieder zum Wagen und fahren weiter.

In Cawdor befindet sich Cawdor Castle, auch hier machen wir einen Abstecher. Es wird allerdings ein Eintritt von 10,50 GBP verlangt, zuvor hat man keine Chance, etwas vom Castle zu sehen. Mike beschließt reinzugehen, die anderen drei verbleiben draußen und trinken einen Kaffee bzw. Kakao.

Das Fotografieren im Schloss sei verboten, wird Mike mitgeteilt, da die Herrin des Hauses (Lady Irgendwas) sieben Monate im Jahr hier wohne. Von außen ist es aber möglich und es macht einen herrschaftlichen Eindruck. Im Eintritt inbegriffen ist die Besichtigung des Inneren. Hier führt ein Rundweg durch die Gemächer. Wie man es von anderen Schlössern und Burgen kennt, beherrschen hier große Teppiche und Gemälde die Räume. Neu ist allerdings, dass auch neue Fotografien in den Räumen stehen. Scheinbar handelt es sich hier um persönliche Bilder von Lady X, das ist ein wenig befremdlich.

Cawdor Castle ist eng mit der Tragödie Macbeth von William Shakespeare verbunden. Das Schloss war der Handlungsort um die Tragödie und den Tod Duncans. Jedoch wurde das Schloss erst 300 Jahre nach dem Tode Macbeths erbaut. Eine weitere Legende besagt, dass dem Erbauer William, Thane of Cawdor im Traum aufgegeben wurde, ein Maultier mit Gold zu beladen. Wo dieses Tier sich nun zum Schlafen niederlegt, soll eine Burg errichtet werden. Das Tier ruhte an einem Weißdornbusch. William ließ an dieser Stelle einen Turm um den Weißdornbusch errichten. So weit die Legenden.

Vorbei an Inverness fahren wir ab Dochgarroch an Loch Ness entlang, ein wirklich sehr großer See. Das trübe Wetter passt irgendwie zur Szenerie. Wir sind erstaunt, wie groß dieser See ist. Ca. eine Stunde fahren wir an dem 37 km langen See entlang, bis dieser bei Fort Augustus endet. Derweil klart das Wetter ein wenig auf, so dass wir etwas vom gegenüberliegenden Ufer erkennen können. Wir befinden uns nun in den Highlands und die Hügel sind schon kräftig hoch. Wir belassen es bei einem kurzen Fotostopp und lassen die Suche nach Nessie bleiben.

Auf dem Weg halten wir in der Nähe von Aberchalder noch an einer alten Seilbrücke aus den 1850er Jahren, der Bridge of Oich. Eine Kettenbrücke mit weißen Eisenträgern, welche ihren Zweck eingebüßt hat, seit 1932 nebenan eine größere Brücke gebaut worden ist. Wir sind erst fast die einzigen Besucher, dann aber kommt ein ganzer Bus mit Touristen und wir nehmen Reißaus.

Nach einer abenteuerlichen Fahrt über eine Singleroad (nur eine Fahrspur und ldgl. durch Haltebuchten ist der Gegenverkehr in der Lage zu passieren) gelangen wir nach Fort William. Mark ist total platt, die Fahrt auf dem Singletrack ist ziemlich anstrengend.

Wir gehen direkt zur Touristeninfo, um ein B&B zu buchen. Bereits auf der Hinfahrt haben wir viele B&Bs gesehen, die bereits besetzt waren.

Für 4 GBP zzgl. 10 % des Zimmerpreises ist man uns gerne bei der Suche behilflich. Und so beginnt die Telefoniererei durch unsere „persönliche Bearbeiterin“ nach verfügbaren Zimmern, aber alle sind voll. Sie schlägt vor, den Radius auf 4 km um Fort William zu erweitern, aber das wollen wir nicht. So müssen wir leider die Suche abbrechen. Sie schlägt uns aber noch vor, zwei Straßen aufwärts zu gehen, dort seien sehr viele B&Bs, die online nicht vertreten sind.

So klingeln wir bei zwei Häusern an, wo aber niemand zu Hause ist. Bei einem weiteren Haus gibt es nur noch ein Zimmer, wir bekommen aber den Tipp für eine andere Unterkunft.

Das Daraich B&B liegt auf einem kleinen Hügel und wirkt wie das Norman Bates Haus. :-) Und wir haben Glück und bekommen zwei Zimmer zu je 32 GBP/Person/Nacht. Wir buchen direkt für zwei Tage, da wir in die Ben Nevis Destillerie im Ort und ein wenig wandern wollen. Die Zimmer sind groß und hell und wir haben sogar einen tollen Blick auf die Bucht von Fort William.

2015 Schottland - Etappe 2

Fort William

Fort William gilt mit seinen fast 6.000 Einwohnern als das Eingangstor zu den Highlands. Dementsprechend hat man sich hier voll auf den Tourismus eingestellt, denn es gibt unzählige Hotels und B&Bs.  Von hier kann man wunderbare Wanderungen in die Highlands unternehmen und ganz besonders zum bzw. auf den höchsten Berg Schottlands, dem Ben Nevis. Daneben lockt die Ben Nevis-Destillerie weitere Besucher an. Und auch hier werden wir endlich unsere Destilleriebesichtigung durchführen können.

Es steht der Besuch der Destillerie an. Mit dem Bus kann man wunderbar vom Stadtzentraum bis zur Destillerie fahren. Im Visitorcenter kaufen wir für 5 GBP Eintrittskarten und warten auf die nächste Führung. Zuvor gibt es einen kleinen Film mit original schottischem Dialekt (soll selbst für Nativespeaker schwierig sein). Es wird gezeigt, wie (vermutlich) der Steinzeitmensch den Whisky erfunden hat. Anschließend werden wir  durch die Destillierie geführt und die verschiedenen Prozesse erläutert. Erst geht es in das Maischhaus, dann in den Gärraum und schließlich in das Destillationshaus. Es riecht übel nach dem Malz und von Raum zu Raum wird der Gestank stärker.

Nach der Führung werden wir wieder in den Verkaufsraum geführt und bekommen einen Minischluck vom Nevis Dew zur Verkostung. Mehr gibt es nicht zu kosten, hätten wir also doch mit dem Wagen fahren können. :-)

2015 Schottland - Fort William

Umständehalber genießen wir einen Tag in Fort William getrennt, die Männer gehen wandern, die Frauen gucken sich die Stadt an.

Great Glen Way

Denise geht den Great Glen Way. Dieser startet direkt im Ort und verläuft am Fluss entlang. Auf der einen Seite der Fluss, auf der anderen Seite die Berge mit teilweise noch schneebedeckten Gipfeln. Der Ben Nevis, der höchste Berg Großbritanniens mit über 1.300m, soll die meiste Zeit im Nebel verschwinden, aber heute gibt es freie Sicht auf den Gipfel.  Ein Fliegenfischer versucht sein Glück am Fluss. Idylle pur.

Im weiteren Verlauf gelangt man zum Old Inverlochy Castle. Von dem Castle stehen nur noch die Grundmauern und Teile der vier Türme, trotzdem ist es ganz nett hier. Nach einer Umrundung der Ruine geht es wieder zurück, diesmal aber landschaftlich weniger schön durch eine Wohngegend.

2015 Schottland - Fort William - Great Glen Way

Steall Falls and the Nevis Gorge

Die Männer fahren derweil mit dem Wagen etwa 3 Meilen nach Glen Nevis, einer kleinen Siedlung am River Nevis. Es tun sich bereits die mächtigen Hügel der Highlands auf, links ragt der Ben Nevis mit etwas Schnee auf dem Gipfel hervor. Auf den Weiden grasen Highland-Rinder, die mittlerweile weniger als Nutztier, sondern vielmehr als Touristenattraktion gehalten werden. Die ostfriesischen Kühe sind, was den Ertrag an Milch und Fleisch angeht, wohl viel besser, so dass die schottischen Landwirte auf diese Rasse umgestiegen sind.

Am Parkplatz bei den Lower Falls wird der Wagen abgestellt, denn hier soll vermutlich der Wanderweg, der zu den Steall Falls and the Nevis Gorge führt, beginnen. Von einer Autobrücke herab hat man einen guten Ausblick auf die Lower Falls. Nett, aber nicht ganz spektakulär. Man folgt nun einem Wanderweg an der Südseite des River Nevis.

Es ist eine schöne Wanderung, links der Fluss mit einigen Stromschnellen und rechts die Hügel der Highlands. Der Weg ist relativ flach, hin und wieder geht es ein wenig bergauf und -ab. In der Ferne kann man einige schmale, aber hohe Wasserfälle erkennen.

Irgendwann überquert man den River Nevis gelangt auf Höhe eines Wasserfalls zu einem Parkplatz. Hier parken viele Fahrzeuge und einige Menschen sind unterwegs. Kein Wunder, denn dies ist der  Parkplatz zu den Steall Falls and the Nevis Gorge und der Weg beginnt eigentlich erst hier. Ein Schild zu Beginn des Wanderweges weist auf akute Lebensgefahr bezogen auf den Weg hin. Dieser verläuft in Teilen abenteuerlich über dicken und unebenen Felsboden. Hier kommen einem viele Leute mit kleinen Kindern und/oder unpassendem Schuhwerk entgegen.

Nach etwas mehr als einem Kilometer erreicht man dann die Steall Falls and the Nevis Gorge und am Ende ist der Wasserfall zu sehen. Bis hierhin waren es fast 6 km und das reicht, also kehren wir wieder um.

2015 Schottland - Fort William - Steal Falls and the Nevis Gorge

Fort William über Menstries bis Newcastle

Als wir Fort William verlassen, wollen können wir gerade noch sehen, wie der Hogwards-Express losfährt. Ein Dampfzug, der von Fort William nach Maleigh fährt. Dieser Zug fährt u.a. über den  Glenfinnan-Viadukt, welcher in einigen Harry Potter-Filmen gezeigt wird.

Unsere Fahrt verläuft nun nach Glencoe. Die letzten Tage hatten wir viel Glück mit dem Wetter und es hat nicht geregnet (die Sonne kam sogar mal hervor), aber nun hängen die Wolken tief und es regnet oft. Das Panorama auf der Fahrt ist dennoch atemberaubend. Die saftig grünen Hügel zu beiden Seiten steigen hoch empor und werden durch tiefhängende Wolken umrahmt. So haben wir uns wirklich die Highlands vorgestellt. Diese Fahrt stellt einen Höhepunkt der Reise dar. Wie es wohl im Sonnenschein ausgesehen hätte?

Die Landschaft öffnet sich und wir durchfahren ein Moorgebiet mit vielen Lochs. Wir können viele Wanderer sehen, die dem schlechten Wetter trotzen.

Glencoe sollte ein Highlight der Reise werden, es wurde uns vielfach empfohlen. Doch leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es ist weiterhin feucht und kühl. Schade, aber zumindest können wir bei der Touristeninfo einen kleinen Rundgang machen.

Es folgen Stopps am Loch Lubnaig und in Doune, wo wir uns von außen das Doune Castle anschauen.

In Menstries erreichen wir dann unsere nächste Unterkunft. Der Ort liegt nur wenige Kilometer von Stirling entfernt. Hier lassen wir es uns noch einmal richtig gut gehen. Übers Internet haben wir kurzfristig eine Nacht in einem außergewöhnlichen Hotel ergattern können. Was liegt in Schottland nämlich näher, als in einem Castle zu nächtigen? Broomhall Castle zieht uns sofort in seinen Bann. Unsere Zimmer sind fast so groß wie Tanzsäle, wirklich riesig.

Das Wetter klart auf und wir beschließen, noch vor die Tür zu gehen. So schlendern wir ein wenig durch die Gassen und sehen sogar noch das Menstries Castle, welches als Wohnhaus genutzt wird. Ein Mann mit Hund spricht uns an und bietet uns an, den Garten der Kirchengemeinde anzuschauen, aber wir lehnen dankend ab. Er ist sehr nett, aber auch sehr schwer zu verstehen. Es ist nun richtig warm draußen und die Sonne strahlt vom blauen Himmel.

Zu später Stunde beschließen wir, noch in die Hotelbar zu gehen und einen Whisky zu trinken. Dort treffen wir Scott, den Barmann (und Manager – so verstehen wir es zumindest). Er bietet uns vier verschiedene Whiskys zum Probieren an. Von sehr moorig (fast schon muffig), bis leicht süßlich. Dazu gibt es noch ein Glas Wasser zum Neutralisieren. Nebenher noch einen teuren Schluck von einer Sorte, welcher 14 Pfund pro Glas kostet. Er erzählt in einem starken, aber dennoch gut verständlichen Akzent. Er sei seit sieben Jahren hier im Hotel, tagsüber arbeitet er als Softwareentwickler. Abends dann hier und das sei der Sinn in seinem Leben, er mache gerne Leute glücklich, dass Geld sei ihm egal. Er erzählt ein paar Anekdoten, z.B. von einem Franzosen, der in Frankreich eine Whiskyfabrik aufbaut und viel Geld reinsteckt. Der destillierte Whisky ist jedoch ungenießbar, handelt es sich doch um Ethanol (140%). Ein Whisky-Brauer aus Schottland wird extra eingeflogen und guckt sich nur die Fabriklage an und sagt direkt, dass die Lage falsch sei. Die Destillerie müsste in einem Moorgebiet liegen, denn die Moormikroben im Wasser machen die Gärung zum Whisky aus.

Somit haben wir doch noch eine richtige Whiskyverkostung gemacht, ein echtes Highlight, dieser Abend.

Am Abreisetag fahren wir noch zum William-Wallace-Monument zu Ehren des schottischen Freiheitskämpfers, welches nur ein paar km entfernt ist. Riesengroß ragt der Turm empor, über 246 Stufen kann man in die Spitze klettern, die einer Fackel ähnelt. Am Fuße des Hügels, auf dem das Monument steht, angekommen, sehen wir, dass die Besteigung 9,50 GBP kosten soll. Das sparen wir uns, aber man kann kostenlos den Berg hinauf zum Turm gehen. Hier ist kräftig was los und mehrere Busse stehen hier, eine Schulklasse kommt gleichzeitig mit uns an.

Anschließend fahren wir quer durch Stirling auf einen gegenüberliegenden Hügel und stehen schon bald vor den Mauern von Stirling Castle. Das Navi hat uns in ein Wohngebiet unterhalb gelotst, was sich als gut herausstellt, denn nach nur einem sehr kurzen Fußweg stehen wir auf dem riesengroßen Parkplatz des Castles und stellen fest, dass wir hier 4 GBP hätten zahlen müssen. Auf dem großen Vorplatz steht ein Denkmal von Robert the Bruce und Jutta und Mark posieren davor. Währenddessen kommt eine Riesengruppe Asiaten an und bildet brav eine  Schlange, um ebenfalls für ein Foto davor zu posieren. Wir möchten auch noch ein Foto von uns, kommen aber nicht dazwischen. Also stellen wir uns auch lachend und brav in der Schlange an. Der Reiseleiter bekommt von allen die Kamera in die Hand gedrückt, und als wir an der Reihe sind, reichen wir ihm ebenfalls unsere Kamera. Er schaut erst etwas irritiert, macht den Spaß dann aber mit und macht ein Foto von uns.

Wir machen noch ein paar Fotos von den Außenmauern des Castles und gehen kurz durch das Tor in den ersten Vorhof, doch weiter kommen wir nicht, ab hier muss man Eintritt zahlen. Da wir jedoch nicht mehr genug Zeit haben, verzichten wir auf die Besichtigung. Ein kurzer Blick in den Souvenirladen und dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Auto.

Anschließend müssen wir noch ein paar Meilen abreißen, ehe wir unsere Fähre Richtung Ijmuiden erreichen. Mit der Überfahrt endet dann auch ein wunderschöner Urlaub.

2015 Schottland - Etappe 3

Fazit

Wie haben wir uns Schottland vor der Reise vorgestellt? Wahrscheinlich ein wenig romantisiert mit einer kargen, weiten Landschaft, durchzogen von den Hügeln der Highlands. Einsame Burgen auf Landzungen, kernige Männer im Kilt (und vielleicht auch mit einem Dudelsack).

Und - wie war es wirklich?

Gut, den Highlander haben wir nicht gefunden (obwohl er ja unsterblich ist), dafür aber viele nette und hilfsbereite Menschen. Ein wunderbares Land mit einer tollen Landschaft, die nicht nur aus Hügeln und Burgen besteht. :-)

Wir waren bei einem BBQ in einer Gartenkolonie, haben die sieben Hügel von Edinburgh erklommen, sahen pittoreske Küstenorte, Wasserfälle und Schluchten in den Highlands und nahmen an einem ganz besonderen Whiskytasting in einem Castle teil. In einer Destillerie durften wir der nicht ganz so wohlriechenden Whiskyherstellung beiwohnen, zu Fuß gingen wir über einen Strand zu einer Burgruine, wir waren auf den Spuren von Nessie und sahen starke Männer und Frauen beim Werfen von Baumstämmen.

1.200 km auf britischem und schottischem Boden standen schlussendlich auf dem Tacho! Leider musste ausschließlich Mark fahren, so hat er leider viele schöne Ausblicke auf ein tolles Land verpasst. Aber er hat uns super souverän und sicher durch Schottland gefahren. Vielen Dank noch einmal dafür!

In nur wenigen Tagen haben wir viel sehen und erleben dürfen, doch ist es nur ein kleiner Einblick in dieses wunderbare Land gewesen. Es gibt noch so viel zu sehen. Mal schauen, wann es uns wieder ins Land des Tartan und der Pipes verschlägt…

2015 Schottland - Abschluss